Zum Einstieg ein Werdegang im Schweizer Regionalfussball
Es ist ein Werdegang, den Tausende von Spieler und Trainer unseres nationalen Fussballs durchlaufen haben. Angefangen in seinem Dorfverein, bevor er sich dem grossen Verein seiner Region anschloss und dann eine ehrenhafte Karriere als Amateurspieler zwischen der ersten und der dritten Liga absolviert. Raoul Savoys Spielerkarriere endete jedoch im Alter von 28 Jahren aufgrund von Schulterschmerzen. Er wandte sich seiner anderen Aufgabe zu, die er seit vielen Jahren in den Juniorenmannschaften der Vereine, die er bis dahin vertreten hatte, wahrnahm: der Aufgabe des Trainers. In der Region Neuenburg bot sich eine Gelegenheit in der 3. Liga. Der Beginn eines neuen Lebens: 'Ich habe immer auch Teams trainiert, seit ich 20 Jahre alt war. Ich habe das parallel zu meiner Tätigkeit als Spieler gemacht. Als ich mit dem Spielen aufhörte, ergab sich eine Gelegenheit, die ich ergriff'. Wie viele Amateurspieler und -trainer war auch Raoul Savoys Karriere von Auslandsaufenthalten geprägt, die immer unvergessliche Momente waren: 'Als Junioren waren wir nach Südfrankreich gereist, eine unglaubliche Erfahrung. Später waren wir mit Yverdon in ein Trainingslager in Ägypten geflogen, in der Nähe von Kairo, das war ebenfalls fantastisch. Die Bedingungen waren ganz anders, professioneller, aber beide Erlebnisse haben sich in mein Gedächtnis gebrannt.' Später, als er in die Schweiz zurückkehrte, machte er weitere exotische Erfahrungen als Trainer der U21 von Sion und der ersten Mannschaft von Xamax: 'Mit Sion waren wir für ein Trainingslager in die Deutschschweiz gefahren, das war sehr lehrreich. Mit Neuchâtel Xamax hatte ich die Möglichkeit, nach Huelva in Spanien und nach Dubai in die Vereinigten Arabischen Emiraten zu reisen, wo die Bedingungen wirklich perfekt waren.'
Von Afrika über Schottland und wieder zurück nach Afrika
Der derzeitige Nationaltrainer von Zentralafrika hat einen ebenso beeindruckenden wie ungewöhnlichen Lebenslauf. Nach seinen Erfahrungen im Fussball seiner Heimatregion machte er sich eines Tages auf den Weg nach Afrika und an die Elfenbeinküste. Dort schloss er sich einem Walliser an, der in einem lokalen Verein tätig war, Christian Zermatten: 'Ich habe schnell Kontakte vor Ort geknüpft, wo die Verantwortlichen meine Arbeit zu schätzen wussten. Eines führte zum anderen und ich fand mich in Kamerun wieder, wo ich den Tonerre Yaoundé, einen mächtigen lokalen Verein, leitete.' Um auf höchster Ebene tätig sein zu können, bildet sich der Waadtländer ständig weiter und macht auch seine Diplome. Diese UEFA-Diplome sind schwer zu bekommen, vor allem, wenn man auf einem anderen Kontinent trainiert: 'In der Schweiz wurde ich abgelehnt, aber ich erhielt eine Einladung aus Schottland und machte meine Diplome in der Nähe von Glasgow in einem ultraprofessionellen Zentrum. Drei Jahre lang reiste ich zwischen Afrika und Schottland hin und her, um Module von 15 bis 22 Tagen zu absolvieren. Es gab auch viel Arbeit zu Hause'. Mit seinem Abschluss in der Tasche reist Raoul Savoy seit 2003 kreuz und quer durch den Kontinent. Er trainierte im Maghreb (COD Moknes, SCC Moham média, MC Oujda und IR Tanger in Marokko und MC Oran und MC El Eulma in Algerien), in Ostafrika, wo er die äthiopische Nationalmannschaft übernahm, im Süden des Kontinents, wo er die Nationalmannschaft von Swasiland leitete, im Westen mit Gambia und nun im Zentrum mit der Republik Zentralafrika. So viele Erfahrungen, so viele Kulturen und unterschiedliche Herangehensweisen an den Fussball: 'Ohne in Verallgemeinerungen zu verfallen, ist es wahr, dass man in jeder Region auf unterschiedliche Merkmale trifft. Im Norden und Süden gibt es einen starken Mediendruck. Der Maghreb ist sehr technisch. Der Osten ist sehr körperbetont, während man im Westen eher englischen Fussball, Kick and Rush, sehen wird. Im Zentrum ist es eine Mischung aus verschiedenen Stilen. Im Süden ist es vielleicht eher taktisch geprägt. Die Begeisterung der Bevölkerung ist hingegen überall vorhanden, mit vollen Stadien und einer enormen Fussballbegeisterung auf dem ganzen Kontinent. Ausserdem muss man mit den verschiedenen Religionen, Sprachen oder auch Ethnien jonglieren, die es in jedem Land gibt. Es ist menschlich und sportlich spannend'.
Ein riesiger Kontinent mit einer schwierige Logistik, die sich aber stetig verbessert.
Afrika ist nach Asien der zweitgrösste Kontinent der Erde (wenn man Süd- und Nordamerika voneinander trennt). Daher sind Logistik und Organisation, welche die Reise einer Nationalmannschaft mit sich bringt, manchmal kompliziert. Raoul Savoy ist durch seine langjährigen Aufenthalte auf dem Kontinent zu einem Experten für dieses Thema geworden. Er erklärt: 'Seit meiner Ankunft in den 2000er Jahren haben sich viele Dinge wie die Flugverbindungen verbessert. Afrika ist nach wie vor ein komplexer Teil der Welt, mit einer Vielzahl von Verkehrsknotenpunkten und einem Visasystem, das im Gegensatz zu Europa noch immer gut funktioniert. Auf unseren vielen Reisen brauchen wir daher ein Team, eine Organisation und eine extrem gründliche Vorausplanung, um Probleme zu vermeiden. Ich habe das Glück, auf einen erfahrenen und kompetenten Teammanager zählen zu können, der sich um alles kümmert. Diese Logistik ist wichtig, weil sie Müdigkeit, Stress und Nervosität im Staff vor unseren wichtigen Begegnungen verhindert.' Nach der Ankunft am Veranstaltungsort muss es einer professionellen Delegation mit bis zu 50 Personen gelingen, sich effizient bewegen zu können. Das kann in riesigen Städten wie Kairo, Kinshasa oder Johannesburg schwierig sein: Mit der Erfahrung, die wir gesammelt haben, können wir die meisten logistischen Probleme vermeiden. Vor Ort muss man jedoch flexibel sein. Und einige Verbände sind dafür bekannt, ihren Gegnern Steine in den Weg zu legen, damit muss man sich abfinden und erneut versuchen, so viel wie möglich vorauszuplanen.'
Die Arbeit des im afrikanischen Sainte-Croix geborenen Mannes ist seit 2003 zwischen Nationalmannschaften und Profivereinen aufgeteilt. Unterschiedliche Verantwortlichkeiten, aber ein gemeinsamer demografischer und kultureller Rahmen, nämlich der afrikanische Kontinent, wo die Praxis der Trainingslager ebenfalls in der Mentalität der Vereine verankert ist: 'Alle Vereine fahren ins Trainingslager. Es gibt drei Arten von Trainingslagern: das interne im eigenen Land, aber in einer anderen Region, das Trainingslager in einem Nachbarland oder in einem anderen afrikanischen Land und das Trainingslager auf einem anderen Kontinent. Die finanzkräftigsten Vereine reisen manchmal nach Europa, Portugal oder in die Türkei, während andere auch die Golfstaaten und Ziele wie Dubai stark schätzen.' Diese Trainingslager, die laut Raoul Savoy bis zu einem Monat dauern können, finden ebenfalls in der Vorbereitungszeit und mit denselben Zielen statt wie die europäischen Profimannschaften oder die kleineren Schweizer Amateurteams, die sich für eine Reise nach Spanien oder in die Türkei entscheiden 'Man sucht nach einem neuen Rahmen. In Marokko bin ich mehrmals in die Berge gefahren, um Abkühlung zu suchen, und ein anderes Mal auch an die Küste. Marokko und Tunesien sind aufgrund ihrer Infrastruktur und ihrer Gastfreundschaft, die sie sich durch das touristische Erbe dieser Länder angeeignet haben, zwei hervorragende Ziele für Fussballmannschaften. Tansania und Südafrika sind ebenfalls zwei Länder mit einer sehr guten Infrastruktur für Gastgeber.'
Eine Brücke zur Schweiz
Trotz seiner langjährigen Tätigkeit auf dem afrikanischen Kontinent vergisst Raoul Savoy seine schweizerischen Wurzeln nicht. Er hat seinen Mitarbeiterstab um einen Videoanalysten und einen Fitnesstrainer erweitert, die beide aus der Schweiz stammen. Diese Beziehung ermöglichte es ihm auch, qualitativ hochwertige Spieler nach Zentralafrika zu bringen, wie den Stürmer Frédéric Nimani, den er bei Xamax trainiert hatte (der bei der AS Monaco ausgebildet wurde).
Würden Sie eine Rückkehr in Ihr Heimatland in Betracht ziehen?
'Wenn sich eine Gelegenheit bietet, warum nicht. In der Schweiz zu trainieren war lange Zeit ein Wunsch, heute ist es nicht mehr unbedingt so. Ich hatte das Glück, dies bei Xamax an der Seite von Victor Munoz und bei Sion in der U21 unter der Präsidentschaft von Herrn Christian Constantin tun zu können.
Hat der Waadtländer Weltenbummler also einen Ratschlag für die vielen Amateurtrainer, die mit ihrer Mannschaft ein Trainingslager im Ausland planen?
'Ja, natürlich: Was ich empfehlen kann, ist, das Trainingslager und das Projekt an das Team und seine Wünsche anzupassen. Es bringt nichts, zu viel zu wollen. Der Aufenthalt muss eine fantastische und unvergessliche Zeit bleiben.'